
Kredit-Wahnsinn mit Minuszinsen geht in die nächste Runde
Die großen deutschen Vergleichsportale kämpfen um Kunden und locken dabei immer wieder mit neuen und spektakulären Angeboten. Insbesondere bei den Krediten geht es es aktuell sehr heiß her. Nachdem wir Anfang Januar in unserem Beitrag Kredit mit Negativzins bereits darüber berichtet haben, wie solche Kredite überhaupt möglich sind, kommt nun der nächste Hammer in Form der Minuszins-Kredite.
Der Kampf um Kunden
Während in der jüngsten Vergangenheit die beiden Portale smava und Check24 den Kampf um Kredite ohne Zinsen unter sich ausgemacht haben, steigt nun auch das Hamburger Kreditvergleichs-Portal Finanzcheck mit in den Ring.
Bis zum 8. April lautet der Deal: 1000 Euro leihen und nur 883 Euro zurückzahlen. Macht unterm Strich Minuszinsen von unfassbaren 20,19 Prozent. Was für die Verbraucher wie ein Aprilscherz klingt, ist jedoch absolute Realität.
Der Deal sieht wie folgt aus: das Kreditvolumen beträgt 1000 Euro. Die Laufzeit des Kredits ist dabei auf 12 Monate (1 Jahr) festgelegt. Der Kunde zahlt dabei monatlich 73,60 Euro zurück. Insgesamt also 883,20 Euro. Die restliche Summe in Höhe von 116,80 Euro sind geschenkt.
Für viele Verbraucher klingt das zu schön um wahr zu sein. Denn Geld sparen bei der Kreditaufnahme hört sich wie ein mythos an.
Berechtigter Weise stellt man sich daher die Frage:
Wo ist der Haken an der ganzen Sache?
Grundsätzlich steht fest: Der Deal ist echt. Finanzcheck bietet dieses Angebot in Kooperation mit der Fidor Bank an. Laut eigener Aussage entstehen keine weiteren Nebenkosten. Der Kredit ist nicht Zweckgebunden und kann daher frei verwendet werden. Zudem sei auch eine vorzeitige Tilgung jederzeit kostenfrei möglich.
Allerdings gibt es bei diesem Minuszins-Angebot einige wichtige Randnotizen die den Kredit auf den zweiten Blick nicht mehr ganz so attraktiv erscheinen lassen.
Nicht jeder kann den Kredit erhalten
Noch relativ unspektakulär und auch bei zahlreichen anderen Krediten völlig normal.: Der Kredit kann nicht von Jedermann beantragt werden. Das Angebot kommt nur für kreditwürdigen Arbeitnehmern, Angestellten oder Beamten infrage.
Weitaus wichtiger ist es, dass Sie im Zuge der Kreditprüfung ihre persönlichen Finanzen offenlegen müssen. dadurch bekommt der Kreditvermittler einen umfangreichen Einblick in ihre Kontoaktivitäten.
Der wohl wichtigste Punkt ist jedoch, dass für die Kreditaufnahme ein Girokonto bei der kreditgebenden Fidor Bank eröffnet werden muss. Verbraucherschützer weisen an dieser Stelle darauf hin, dass für die Kontoführung usw. weitere Kosten entstehen können.
“Reine Marketing-Gags”
Klaus Müller, Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband, bezeichnet solche Kredit-Offerten als “reine Marketing-Gags” und warnt vor Abschluss solcher Verträge.
“Immer wieder beschweren sich Verbraucher, dass sie zuerst ihre Daten, die womöglich auch an Dritte weitergegeben werden, preisgeben müssen, sie dann aber Kredite nur bei guter Bonität, dafür aber jede Menge Werbung bekommen”.
Müller gegenüber BILD
Wichtiger Verbraucher-Hinweis:
Anders als bei einer so genannten “Konditionsanfrage” führen Kreditanfragen zu Einträgen in der Schufa. Das bedeutet, wenn jemand beispielsweise eine Anfrage auf ein solches Angebot stellt, diese jedoch abgelehnt wird, so landet die Anfrage selbst jedoch als Eintrag in der Schufa.
Wer mehrere solcher Anfragen stellt, belastet seine Bonitätsbewertung dadurch negativ. Dadurch kann es bei anderen Krediten oder Finanzierungen zu Schwierigkeiten kommen bzw. diese könnten sehr teuer werden. Wenn der Schufa-Score einmal im Keller ist, lässt sich dieser nicht so schnell wieder nach oben bringen.